Er ist ein Dinosaurier in der deutschen Musiklandschaft im positivsten Sinne. 2015 erhielt er den „Deutschen Schallplattenpreis“ für sein Album „Rotes Tuch“. Manfred Maurenbrecher. Verbiegen läßt er sich nicht. Er singt, textet und komponiert aus Leidenschaft. Aus Überzeugung. Und spricht seinen Zuhörern aus der Seele. Findet die Worte, die man selbst manchmal vergeblich sucht und verpackt sie in wunderbare Melodien. Zugegeben, seine Texte sind nicht immer „leichte Kost“. Und manchmal muß man zwei- oder dreimal hinhören, um genau zu verstehen, was er gemeint haben könnte. Aber Musik bietet immer Spielraum zur Interpretation. Und so sollte es auch sein. Der Hörer wird mit auf eine Reise genommen. In eigene und fremde Welten, fantastische, bunte, lustige und anklagbare. Und so gestaltete sich auch das Manfred Maurenbrecher-Konzert im Berliner Mehringhof-Theater am 28. Oktober. Drei Tage gastierte der Berliner Künstler, der ebenfalls im Oktober sein neues Album „Flüchtig“ herausgebracht hatte, in Kreuzberg.

Es ist Samstag. Partyzeit in Berlin. Die Straßen sind belebt und Menschen ziehen in die unterschiedlichsten Richtungen an uns vorbei. Am dritten Tag ist nicht jeder Platz mehr besetzt im kinoähnlichen Saal des Theaters. Und das Publikum ist auch sicher nicht der typische Partygänger-Durchschnitt. Der wäre hier auch völlig fehl am Platz. Wer die Musik von Manfred Maurenbrecher kennt, weiß dass man sich jetzt nicht einfach „berieseln“ lassen kann, wie beim hektischen Durchlauf durch den Supermarkt. Wer es nicht weiß, wird es gleich erfahren. Begleitet wird Manfred Maurenbrecher von seiner Band. Dem Schlagzeuger Andreas Albrecht, der liebevoll auch „Schlagwerker“ genannt wird. Und dem Gitarristen Marco Ponce Kärgel. Maurenbrecher sitzt am Klavier. Gut zwei Stunden, mit einer kurzen Pause zwischendurch, wird das Publikum entführt und zum Nachdenken, Mitdenken und Schmunzeln animiert.


Nein, eine Stimmung, in der vorne an der Bühne mitgetanzt wird, entsteht nicht. Kann auch nicht wirklich entstehen. Manfred’s Musik ist keine Tanz-Musik. Der ein oder andere Kopf wippt jedoch mit. Mal im Takt. Mal außer Takt. Aber nie taktlos. Andere sitzen ganz aufmerksam da und versuchen jedes Wort zu verfolgen, während wieder andere scheinbar tief in Gedanken versunken sind. So tief, daß man sich unweigerlich fragt, welche eigenen Erlebnisse gerade in Erinnerung gekommen sind, ausgelöst durch das, was sich auf der Bühne abspielt. Manfred Maurenbrecher & Band zeigen Spielfreude und transportieren eine Atmosphäre zum Wohlfühlen. „Zu früh“, „Wie weit kann man gehen?“ vom aktuellen Album „Flüchtig“ sind schon auf der CD wunderbare und eindringliche Stücke. Live klingen sie fast noch intensiver. Einziger Wermutstropfen: Die weibliche Stimme, die auf der CD dazu zu hören ist, fehlt.

Zwischen einzelnen Titeln, erzählt Manfred von Gedanken, die er sich macht. Unter anderem, daß er sich selbst manchmal fragt, ob er das ein oder andere, was er auf Facebook schreibt, worüber er sich geärgert hat, das auch wirklich abschicken sollte. Auf „Posten“ klicken sollte. Und während er das so denkt, hat er auch schon den Button gedrückt. Gepostet. Abgeschickt. Das Publikum lacht. Ja, das macht ihn so sympathisch. Diesen Song-Dinosaurier, der schon seit so vielen Jahren im Geschäft ist. Und genau so verläuft der ganze Konzert-Abend. Getragen von Musik zum Hören.Zum Zu-Hören. Nicht zum Ver-Konsumieren. Als auch noch „Die Kuh macht Muh“, der allererste Song von Maurenbrecher, erklingt, weiß jeder, der es noch nicht wußte: Maurenbrecher erzeugt Bilder, Landschaften, Reisen im Kopf. Schöne und nicht Schöne. Ein Musiker, der sich treu geblieben ist. Ein gelungenes Konzert zum Weiter-Empfehlen. „Die Kuh macht Muh“ – vor Freude!

Text: © Daniela Herbig / Fotos: © Sandy Reichel & Oliver Ott


 

Die Playlist zur SendungInformationen zum Künstler